Das Open Space
Eine Kurzbeschreibung:
Open Space ist eine lebendige Konferenzmethode, bei der zu einem Rahmenthema bzw. einem Problem selbstgesteuert und selbstbestimmt Lösungsansätze erarbeitet sowie Veränderungsprozesse in Gang gesetzt und bewältigt werden. Sie eignet sich wegen ihrer Offenheit auch besonders für sehr große Gruppen.
Die Open Space Methode wurde Mitte der 80er Jahren entwickelt. Ihr Erfinder Harrison Owen, ein Organisationsberater, kam durch Umfragen zu dem Ergebnis, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer herkömmlicher Konferenzen und Veranstaltungen zwar im Grunde zufrieden waren, sie jedoch die informellen Kontakte und Gespräche am Rande, z.B. in den Kaffeepausen, als besonders effizient und zufrieden stellend erlebten. Diese Momente zeichneten sich vor allem durch Unstrukturiertheit, Fehlen von jeglicher Kontrolle und Selbstbestimmtheit aus.
Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte Owen die Open Space Technology, die lediglich durch die Vorgabe eines einfachen Rahmens und einer zeitlichen Struktur, den reibungslosen Ablauf sichert. Hauptakteure sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die individuell und als Gruppe Verantwortung für ihr eigenes Tun übernehmen. Entscheidend für den Prozess ist die “Kultur” der Veranstaltung, die Art des Miteinanders. Ein einfaches Regelwerk aus vier Leitlinien und einem Gesetz ermöglicht es, dass die Teilnehmenden ihre eigenen Themen einbringen können, an diesen nach ihrem Engagement arbeiten, Ideen entwickeln und diese schließlich umsetzen. Niemand ist gezwungen, etwas anzuhören, was ihn nicht interessiert, wie es oft bei herkömmlichen Veranstaltungen der Fall ist.
Das “Gesetz der zwei Füße”:
Es ist das einzige Gesetz beim Open Space und sollte auch
strikt eingehalten werden. Inhalt des Gesetzes ist, das jeder,
der der Meinung ist, zur Arbeit einer Gruppe nichts mehr
beitragen zu können oder nichts mehr in der Situation lernen zu
können, seine Füße benutzen und die Gruppe verlassen soll. In
einer anderen Gruppe wird er vielleicht benötigt. So wird keine
Zeit verschwendet, Langeweile und Frust werden vermieden.
Dieses Gesetz lässt verschiedene Teilnehmerverhalten zu.
Griffig sind sie in zwei Typen bzw. Erscheinungsformen
veranschaulicht.
a) Hummeln:
Hummeln fliegen von Blüte zu Blüte, trägt dabei Pollen von der
einen zur anderen und trägt so zur Befruchtung bei. Diese Bild
umreißt metaphorisch die Rolle der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer, die an vielen Workshops Interesse haben und von
einem zum anderen wechseln. Sie bringen entweder ihr
vorhandenes oder soeben erworbenes Wissen ein oder wirken
allein durch ihr Auftauchen oder ihre Anwesenheit anregend und
inspirierend.
b) Schmetterlinge:
Anders dagegen verhalten sich Schmetterlinge. Auf den ersten
Blick scheinen sie keinen Beitrag zu leisten. Sie verbringen
ihre Zeit mit Kaffeetrinken, schwatzen u.ä. Jedoch sind sie für
das Gelingen eines Open Space unverzichtbar. Sie prägen den
arbeitsfreien Raum, sie markieren Erholung und Entspannung.
Darüber hinaus verwickeln sie andere in Gespräche und bringen
so indirekt, ungeplant und unstrukturiert neue Impulse in die
Workshops.
Das Gesetz der zwei Füße ist ein Kernpunkt der Methode. Doch
gerade in diesem Punkt tun sich viele Teilnehmerinnen und
Teilnehmer schwer. Es ist ungewohnt, die Freiheit zu genießen,
dorthin zu gehen, wo man will. Die Moderation sollte die
Teilnehmenden immer wieder dazu motivieren.
Der Kreis/Themensammlung:
Mit dem Kreis beginnt der eigentliche Open Space. Alle
Teilnehmenden werden nun eingeladen, Themen zu benennen, die
ihnen unter den Nägeln brennen, die sie bearbeiten möchten. Es
geht als so hier nicht um die Menge, sondern um die Bedeutung
der Themen für jeden einzelnen. Wer ein Thema vorschlägt, geht
in die Mitte und schreibt es auf die vorbereiteten
Themenblätter. Er ist nun der “Einberufer” eines
Workshops und übernimmt damit Verantwortung. Er ist der
einzige, der während der Zeit, in der sein Workshop läuft,
nicht wechseln darf, denn in der Regel leitet es diesen, er
führt meist Protokoll und stellt am Schluss die Ergebnisse dar.
Hat der Einberufer das Thema auf das Themenblatt geschrieben
und seinen Namen hinzugefügt, stellt er es noch in der
Kreismitte verbleibend der Gesamtgruppe vor. Für viele ist
diese “Zurschaustellung” eine Strapaze. Aber sie
ist bewusst gewollt. Denn nur so wird sichergestellt, dass das
Thema dem Einberufer wirklich wichtig und für ihn Bedeutung
hat, ihm also unter den Nägeln brennt. Des weiteren bleibt so
die Aufmerksamkeit der Gesamtgruppe erhalten und jeder weiß,
welche Themen genannt worden sind. Nach der Vorstellung geht
der Einberufer zur Raum- und Zeittafel und legt einen Ort und
Zeitpunkt für den Workshop fest.
Der Marktplatz:
Sind alle Themen genannt und an der Raum- und Zeittafel
angebracht, wird der Marktplatz eröffnet. Alle Teilnehmerinnen
und Teilnehmer gehen nun zur Tafel und tragen sich in die
Workshops ein, an denen sie teilnehmen möchten. Oft kommt es
vor, dass sich hier Einberufer einigen und Themen
zusammenlegen. Manchmal werden Zeiten verändert. Für all dies
bietet der Marktplatz Raum.
Die Workshops
Nun beginnt die Phase der parallel laufenden Workshops. In der
Regel ist ihre Dauer mit 60 bis 120 Minuten angesetzt. An einem
Tag finden meist drei oder vier Workshopblöcke statt.
Dazwischen gibt es kleinere und größere Pausen zum Essen,
Kaffeetrinken, Entspannen usw. Die Gestaltung der Workshops
obliegt jeder Gruppe selbst.
Die Dokumentation:
Anders als bei anderen Veranstaltungsmethoden, wo man oft tage-
oder wochenlang auf die Do-kumentation wartet, werden hier nach
jedem Workshop Protokolle zur Dokumentation angefertigt.
Anschließend werden diese an der “Nachrichtenwand”
ausgehängt. Auf diese Weise wird eine gemeinsame
Informationsbasis geschaffen. Jeder hat die Möglichkeit, sich
über den neusten Stand der Arbeit in den Workshops zu
informieren und ggf. Anmerkungen zu machen oder Hinweise zu
geben. Da die Teilnehmenden die Dokumentationen selbst
erstellen, erhöht sich die Akzeptanz der Ergebnisse. Zum Ende
der Veranstaltung hin werden sie in so genannten
Dokumentationsbänden zusammengefasst und den Teilnehmerinnen
und Teilnehmern ausgehändigt.
Redaktionsschluss:
Nach Abschluss aller Workshop-Einheiten werden die Protokolle
zur Vervielfältigung gesammelt. Danach werden alle Ergebnisse
zu einem Dokumentationsband mit Inhaltsverzeichnis
zusammen-gefasst.
Ergebnissicherung
Zum Schluss der Veranstaltung werden die Ergebnisse gesichtet,
bewertet, einzelne Vorhaben ausgewählt und ihre Umsetzung
geplant. Dies alles geschieht nun anders als zuvor in
strukturier-ter und moderierter Form. Es gibt unterschiedliche
Varianten. Immer werden zunächst die Dokumentationsbände
verteilt und von den Teilnehmenden gelesen. Nun schließt sich
eine Gewichtung der Ergebnisse an. Dazu werden von den
Moderatoren so genannte Bewertungsblätter in die Raum- und
Zeittafel gepinnt.
Abschlussrunde
Hier können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch einmal
als Gruppe erleben. Unsicherheit und Skepsis sind Offenheit,
Sicherheit und Gemeinschaftsgefühl gewichen. Hier ist nun
Gelegenheit für ein kurzes Resümee jedes einzelnen.
Quelle unbekannt.